Es gibt hier nichts mehr zu sehen. Es geht woanders weiter. Folgen sie mir.

http://frlkrautwurst.wordpress.com/

Rekapitulieren

Jetzt ist das eine Woche her. Das war die seltsamste meines Lebens. Rekapitulieren.
Manche Sachen hätte ich vielleicht anders machen sollen. Manches anders oder auch gar nicht sagen sollen.

Was mir da passiert ist, war schlimm, aber ganz sicher kein Vergleich zu der echten Tragödie. Mir ging es scheiße, aber ganz sicher nicht so schlimm wie es anderen geht und vielleicht auch immer geben wird. Dafür habe ich keine Worte. Vielleicht gibt es die auch gar nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich kann mir weder die Tat an sich, noch ein (Über)leben damit vorstellen.
Auch wenn ich weder dich Hanna noch deine Angehörigen kannte, ich denken oft an euch. Und wenn ich das tue, dann natürlich immer mit der Frage "War mein Handeln richtig? Habe ich da nicht noch einen Schmerz vergrößert?", das ist meine größte Angst.
Ich wollte nie eine Betroffenheitsgeschichte aus dem Ganzen machen. Meine persönliche Betroffenheit gibt es, ja. Aber die soll erstmal privat bleiben. Ich wollte auch nie über den Mord an sich sprechen. Er ist natürlich der grauenhafte Kern des Ganzen, nur denke ich nicht das diese Geschichte medial aufgearbeitet werden kann. Und wenn, dann ist es nicht meine Sache das zu fordern.

Was mir passierte war aber ja genau eine mediale Geschichte. Es machte zumindest für mich Sinn sie auch genau da wieder hinzutragen.
Ich postete also meinen "offenen Brief" hier und bei Facebook. Alles andere passierte einfach. Ich schrieb keine Zeitung oder Journalisten an. Es wurde sich bei mir gemeldet. Da war ich vielleicht naiv, auf jeden Fall aber unvorbereitet. Fünfmal erzählte ich die immer gleiche Geschichte. Mal mehr mal weniger eloquent.
Ich hätte sie noch viel öfter erzählen sollen, wenn es nach den anderen, also den Medien geht. Es gab auch ziemlich absurde Anfragen. Auf die ich dann teilweise gar nicht erst reagierte. Sicher ging es in dieser Berichterstattung auch nicht um mich (was völlig ok ist), noch wirklich um mein Anliegen (was schwierig ist), sondern natürlich einfach wieder um eine weitere Geschichte, mit der man Auflage machen kann (pünktlich zum sechzigsten des ungeliebten Bruders natürlich am besten).

Übrig bleibt bei mir nach einer Woche ein entsetzten über die Tat selber. Immer noch keine neue Erkenntnis über die Bild. Und die Frage selbst "War das richtig?"

Offener Brief



Am Samstag den 16.6. bin ich bei der Arbeit. In meiner kurzen Raucherpause schau ich auf mein Handy und fasse es nicht. Die Bild hat mich für tot erklärt. Ein Mord in Berlin. Dazu mein Foto. Teile meiner Biografie benutzt. Aus dem Onlineteil flog es schnell wieder raus. Im Print bleibt es.